Sonntag, 3. Oktober 2021

Calcium & Phosphor Verhältnis - Mythen und Fakten

Heute möchte ich um ein immer wieder heiss diskutiertes Thema schreiben. Sowohl bei Mensch wie auch bei Katze und Hund weiss die Wissenschaft noch wenig über die zusammenspiele von Mineralien und Spurenelemente in unseren Körpern. Teilweise liegt dies daran, dass v.a. Spurenelemete, wie der Name schon zu vermuten vermag, nur in sehr kleinen Mengen im Körper vorhanden sind. Sie hinterlassen kaum Spuren um heraus zu finden für was sie alles dienlich sind. Andererseits liegt es auch daran, dass der Körper ganz viele unterschiedliche Faktoren hat wie gut und ob ein Mineral aufgenommen und Verfügbar gemacht wird.

Trotzdem ist auch schon viel Wissen über Mineralien da sogar über Unterschiede zwischen Mensch, Hund, Katze und Pferd. Denn obwohl wir alle Säugetiere sind, sind unsere Mineralstoffbedürfnisse unterschiedlich und sogar die Wechselwirkungen im Körper von Tieren, können anders als diese bei uns sein.

Eine Frage die ich immer wieder als Dozent gestellt bekomme ist folgende:

" Phosphorgehalt/Calcium: warum ist das richtige Verhältnis wichtig?"

Schauen wir doch zuerst einmal diese zwei Mengenelemente an:

Calcium sowie Phosphor sind beides Mengenelemente und sind deswegen also in messbaren Mengen (wie z.b. Milligramm, Gramm) via Nahrung aufnehmbar. Am bekanntesten sind die beiden Elemente dafür, dass sie für Stabilität des Skeletts essentiell sind. Doch nicht nur im Skelett sorgen die zwei für Struktur, sondern auch in den Zähnen.

Während Calcium unterschiedliche Stoffwechselvorgänge wie die Muskelkontraktion und die Blutgerinnung steuert, hat Phosphor eine grosse Beteiligung im Energiestoffwechsel.

Bevor ich über die Verwertbarkeit dieser populären zwei Mengenelemente schreibe noch ganz kurz über das Vorkommen im Hunde- und Katzenkörper. Im Blut wird anorganisches Phosphor je nach Alter und Ernährung in sehr unterschiedlichen Mengen gefunden. Die Hormone aus Schilddrüse und Nebenschilddrüsen regulieren den Calciumspiegel im Blut ebenso wie Darm und Niere.

Wird zu wenig Calcium aufgenommen und der Calciumspiegel im Blut ist zu lange zu gering, so kompensiert der Organismus dies durch Freisetzung von Calcium aus dem Skelett. Zuviel Calcium hingegen kann zu einer Verwertungsstörung von Zink kommen! Ein Zinkmangel hat mannigfaltige Auswirkungen, da es ein Element ist welches bei vielen Enzymsystemen gefunden wird. Für uns von Aussen sichtbar, wird ein Zinkmangel mit verschiedenen Haut- und Fellerkrankungen. Doch das Thema Zink, lasse ich her offen für ein anderes Mal. Soviel sei erwähnt, dass Zink eines meiner Lieblingsmineralien ist und meiner Ansicht nach mehr Beachtung benötigt als das Calcium und Phosphor - Verhältnis.

Also, zu viel Calcium stört also die Verwertung von Zink, was stört die Aufnahmefähigkeit von Calcium? Ein Zuviel von Magnesium beeinträchtigt die Calcium und die Phosphor Verwertung! Phosphor wird zu wenig Absorbiert wenn ein Überschuss von Eisen vorliegt.
Zuviel Calcium hemmt die Phosphoraufnahme und eine Phosphorüberdosierung hemmt die Calciumaufnahme.

Doch auch die Herkunft der Mineralien hat Einfluss wie gut und ob der Organismus diese Aufnehmen kann. So sind beispielsweise Soja, Mais und Getreide voll mit Phytaten, die mit Mineralstoffen reagieren und sich Verbinden, so dass u.a. Calcium (und Zink, Eisen, Magnesium) dem Organismus unzugänglich gemacht wird. Andererseits sind gerade in Fertigfutter oft chemische Verbindungen wie Oxidverbidungen als Mineralabsicherung im Einsatz. Dabei sind gerade Zinkoxid und andere Oxidverbindungen am wenigsten gut Verwertbar für den Körper. Was gerade bei älteren Tieren noch ein Stück problematischer ist, als es sowieso schon ist, da bei älteren Tieren wie schon in Videos und anderen Blogposts erwähnt, der Bedarf an Vitalstoffen steigt.

Zudem sind Mineralien nicht nur am Säure-Basenhaushalt beteiligt sondern werden auch von diesen in ihrer Absorption beeinflusst.

Ebenso habe ich auch schon einige Male zum Thema gemacht, dass die Mineraleinaufnahme durch das Darmmilieu beeinflusst wird. So sind es Darmbakterien, die ebenso Enzyme bereitstellen können um damit Mineralien dem Körper verfügbar zu machen.

Wie im einleitenden Teil schon beschrieben, ist die Mineraleinaufnahme also Multifaktorisch. Dies macht einerseits schwierig zu sagen, was der tatsächliche Bedarf eines Tieres ist und andererseits macht es deutlich, dass das Nachbasteln von Nahrung, so wie es die Futtermittelindustrie macht unspezifischer ist als die Natur bzw. Das Beutetier in seiner Ganzheit. Die Futtermittelindustrie macht nichts anderes als ein Frankenstein-Beutetier, wobei beim original Frankensteins Monster (Roman von Mary Shelley) doch noch menschliche Leichenteile als Grundlage dienten für einen künstlichen Menschen und nicht irgendwelche Tierleichenteile oder anders einen Menschen mimen sollten.

Zurück zu Calcium und Phosphor. Der Bedarf von Nährstoffen wird in Nährwerttabellen die öffentlich zugänglich sind fest gehalten. (Empfehlung Hunde: Ca:P 1,2–1,4:1. Katze: Ca.P 0,9-1,1:1) Die Werte sind Empfehlungen die aus wissenschaftlichen Auswertungen hervorgegangen sind. Bei Katze und Hund gibt es inzwischen unterschiedliche Quellen, wobei die NRC (Nutrient Requirements of Dogs and Cats) eine der gängigsten Empfehlungen ist.

Die NRC (1985) sagt übrigens auch aus, dass bei Hunden das Verhältnis Ca: P

nicht so wichtig ist wie die absolute Konzentration von Calcium und Phosphor, die dem Tier gefüttert wird! Der Vorteil eines optimalen Verhältnisses von Ca:P ist lediglich ein verminderter Bedarf an Vitamin D.

Die Werte der NRC Tabelle beziehen sich auf das Körpergewicht eines durchschnittlichen, schlanken, moderat aktiven Tieres. Hunde und Katzen sind dabei getrennt aufgeführt, da sie unterschiedliche Stoffwechsel haben.

Während Katzen reine Fleischfresser sind, sind Hunde ja Allesfresser die auf Fleisch spezialisiert sind. Doch um so genauer man es betrachtet um so schwammiger wird dies beim Hund. Denn ob ein Lebewesen eingestuft wird als Allesfresser oder Pflanzenfresser oder eben Fleischfresser, hängt von physiologischen und anatomischen Faktoren ab. Unter Anderem auch von der Darmlänge. Während die Katze einen sehr kurzen Darm hat und deswegen als klare Fleischfresserin gilt, ist die Darmlänge des Hundes gar nicht so einheitlich!

Den mit zunehmender Körpermasse geht die relative Länge des Verdauungstrakts, des Hundes deutlich zurück.

So könnten wir also mutmassen, dass eine Dogge noch mehr Fleischfresser ist als ein Border Collie.

Um so kürzer der Darm ist um so weniger Fläche und Zeit hat also auch der Körper, Nährstoffe aufzunehmen. Folge dessen müssen die Konzentrationen der Nährstoffe in der Nahrung höher sein. Die beste Nährstoffkonzentration fände man im Bezug zu Hunden bei Lebensmitteln wie Leber oder Ei. Dies würde unsere Mutmassung also auch unterstützen. Dann sind da noch die Winzlinge unter den Hunden. Denn erfahrungsgemäss hat ein Chihuahua eher der Bedarf einer Katze. Dies kann erklärt werden durch die Körpergrösse, denn um so kleiner ein Organismus ist um so schneller schlägt im Verhältnis das Herz und um so mehr Energie wird also, logischerweise verbraucht.

Wenn die Konzentration von Nährstoffen also bei grossen Hunden grösser sein müsste, weil grosse Hunde wegen des kürzeren Darms eine schlechtere Verwertung von Stoffen wie Calcium und Phosphor haben. Bedeutet dies doch auch, dass die zuvor genannten Nährstofftabellen nicht auf alle Hunde gleich angewendet werden können!

Die Empfehlungen beziehen sich schliesslich auf das Körpergewicht und die Aktivität des Tieres, jedoch nicht auf die Aufnahmefähigkeit der Nährstoffe durch die Darmlänge!

Dies sind also alles Hinweise darauf, dass der Bedarf von Calcium und Phosphor innerhalb der Art unterschiedlicher nicht sein könnten. Der Chihuahua, der einen ähnlichen Energieverbrauch der einer Katze hat, hat also vielleicht auch eher deren Nährstoffbedarf und die deutsche Dogge die Nährstoffe schlechter aufnimmt wegen des kürzeren Darms, hat einen entsprechend höheren Bedarf/Kg als ein Mttelgrosser Hund, um sich gesund erhalten zu können.

Dann kommen noch Rassenunterschiede dazu! Bei nordischen Schlittenhunden ist z.b. Bekannt, dass eine Zink Verwertungsstörung öfters vorkommt und deren Zinkbedarf entsprechend höher ist. Solche Unterschiede gibt es auch bei anderen Mineralien als Zink.

Alter ist ein weiterer bereits besprochener Faktor. Denn verschiedene Arbeiten (Gershoff 1958, Lass 1988, Nap & Hazewinkel 1994, Stanik 2006) haben gezeigt, dass Hundewelpen keinen erhöhten Calcium bedarf benötigen, da eine niedrige Versorgung eine Verstärkung der Aufnahmefähigkeit von Calcium im Magendarmtrakt begünstigt.

So viele Daten, so viele Faktoren, so viele individuelle Unterschiede. Na was denn jetzt?

Ich denke, es ist wie bei fast allen Themen die so komplex sind so, dass Mensch das Bedürfnis bekommt möglichst einfache Vorgaben zu schaffen. Doch wie wollen wir mit Einfachheit etwas so komplexes erfassen?

Während in all den Studien, Arbeiten und Tabellen jeweils als Grundlage der Daten die Katze oder der Hund selbst steht, anstatt das Beutetier, liegt für mich auf der Hand, dass ich doch das Beutetier und dessen Zusammensetzung ansehen sollte!

Im Idealfall kann Mensch eine Mischrechnung machen aus den verschiedenen Beutetieren.

Wäre doch wesentlich einfacher nicht? Noch einfacher, einfach möglichst unbehandelte und natürliche, der Art gerechten Futtermittel wählen. Am einfachsten: Ganze Futtertiere füttern!

Meine Samojeden lieben beispielsweise die alten Wachteln, die sie nach deren Ableben fressen dürfen. Da bekommt jede eine ganze Wachtel und die ist innert Minuten gefressen.

Na, dann sehen wir uns doch mal drei Beutetiere an, die Hund und Katze gemeinsam haben und deren Ca:P Verhältnis:

Das Huhn: 1.6:1, Die Maus: 1.9:1 und das Eintagskücken: 1.7:1.
Wir erinnern uns an die Empfehlung laut Tabellen:
Empfehlung Hunde: Ca:P 1,2–1,4:1 und Katze: Ca:P 0,9-1,1:1

Spätestens jetzt fällt auf, irgendwie geht das ganze mit den Tabellen nicht auf...

Bei den Bilder unten habe ich noch eine Wechselwirkungen-Darstellungen eingefügt, dort wird die Komplexität einmal mehr offensichtlich und auch die selbstregulierende Wirkung der Mineralien im Organismus.

Abschliessend kann ich noch erwähnen, dass die Vitamin D Versorgung via z.B. Dorschlebertran gedeckt werden kann bei Katze und Hund. Auch Butter hat Vitamin D und darf sowohl Katze wie Hund gegeben werden. Wenn also das Ca:P Verhältnis nicht ideal ist, kann so ein Ausgleich geschaffen werden.

Deswegen meine Empfehlung ein Mal mehr zurück zur Natur.
Ernähren anstatt Füttern.

Quellenangaben wie immer ganz unten.

Das war dann Heute mein Wort zum Sonntag.

 

Schönen Start in die kommende Woche euch allen.


Jean de Carvalho


Wechselwirkungen der Mineralstoffe bei Tieren - Bild aus Ausbildungsskript mit freundlicher Genehmigung Paracelsus Heilpraktikerschulen


Dashka und Jade schauen den Wachteln zu, ganz ohne Fressgedanken.


Meine 4. V.l.n.R. Dashka (11J), Nika (1J), Jade (5J) und Bijou (13J)




Quellen:

Nutrient Requirements of Dogs and Cats - https://www.nap.edu/catalog/10668/nutrient-requirements-of-dogs-and-cats

Kathrin Stanik, 2006 - https://elib.tiho-hannover.de/rsc/viewer/etd_derivate_00002008/stanikk_ws06.pdf?page=48&q=hund

https://elib.tiho-hannover.de/dissertations/luedtkem_ss09

Kienzle 2011 - https://www.dlg-verlag.de/shop/ubersichten-zur-tierernahrung-2-2011.html

https://sora.unm.edu/sites/default/files/journals/jrr/v031n03/p00267-p00272.pdf

https://tcfeline.com/wp-content/uploads/2013/10/Nutritional-Analysis-TCfeline-cat-food-and-mice.jpg

https://www.artgerecht-tier.de/hunde/d-calcium-phosphor-387102762

Verhältnis berrechnen: https://rechneronline.de/minimob/verhaeltnis/



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