Mittwoch, 29. Juni 2022

Zusatzstoffe oder doch keine? | Neumondblog

Heute möchte ich mal wieder von einem sehr prakrischen Thema berichten. Ein Futtermittel hat ja eine enorme Menge an Infos auf seiner Verpackung und dies macht es als Tierbesitzer*in oft schwer überhaupt die wichtigen von den weniger wichtigen Infos zu unterscheiden oder überhaupt zu erkennen was jetzt was bedeutet.

Wissen ist Macht, heisst es und ich denke wir alle sind auf die Macht, unsere Tiere zu besten Wissen und Gewissen zu halten und zu ernähren angewiesen. Also holen wir uns doch etwas Macht aka Wissen, zu diesen Tiefen einer See an Infos auf einem Futtermittel.

Zuersteinmal müssen wir uns innerhalb der ganzen Informationen auf einer Verpackung orientieren können. Dies ist einfacher als gedacht! Denn gut 3/4 oder teilweise sogar mehr, des Textes können wir als Werbetext oder Werbefläche einordnen. Es werden über die Firma, das Produkt oder einzelne Bestandteilen des Produktes informiert. Manche Futter haben sogar Mengenangaben als Werbetext enthalten! Wer weiss, was Werbetext ist und was nicht, hat da schon viel Einschätzungsmacht gewonnen.

Die für uns Tierbesitzer*innen relevanten Angaben finden wir also in der Zusammensetzung. Die fettgedruckte Überschrift „Zusammensetzung“ finden und den darauffolgenden Text analysieren, ist der einzige verlässliche Weg ein Produkt einschätzen zu können.

Manche bleiben an den Analytischen Bestandteilen hängen. Dort wo ihr die „Roh-Angaben“ wie z.B. Rohprotein, Rohfett, Rohfaser etc. Findet. Diese Angaben sind für mich als Fachperson in Ernährung und Tiergesundheit wichtig und auch aussagekräftig. Als Tierbesitzer*in jedoch sagen diese Angaben viel zu wenig bzw. Gar nicht aus! Denn die Qualität des Futtermittels ist nicht ersichtlich in dieser Weender-Analyse.

Zitat: „Bei der weltweit verwendeten Weender-Futtermittelanalyse werden nicht einzelne, chemische definierte Nährstoffe erfasst, sondern Gruppen von Inhaltsstoffen mit bestimmten Eigenschaften. Innerhalb einer solchen Gruppe können sich chemisch und funktionell äusserst unterschiedliche Stoffe verbergen. Aus diesem Grunde spricht man bei der Weender-Analyse erhaltenen Werten von „Roh“-Nährstoffen wie z.B. vom „Rohprotein“. “

Helmut Meyer & Jürgen Zentek: Ernährung des Hundes. Grundlagen – Fütterung – Diätetik, 8. Auflage, Enke Verlag, Stuttgart 2016

Dies bedeutet, dass Rohprotein einerseits eine Mindestangabe ist und somit der angegebene Wert darüber liegen kann. Andererseits ist gibt es keinen Hinweis auf Verwertbarkeit oder Qualität des enthaltenen Proteins! So kann ein Futtermittel aus mehrfach verarbeiteten Eiweiss bestehen, welches leider mehr Schaden als Nutzen bringt.

Ebenso ist auch die Rohfettangabe nur eine Mindestangabe, kann auch darüber liegen und bringt auch keinen Hinweis auf Verwertbarkeit oder Qualität des enthaltenen Fetts. Es könnte böse gesagt auch einfach Motorenöl als Fett enthalten sein. Dies sei so extrem dahin gestellt um zu verdeutlichen wie unspezifisch diese analytischen Werte sind.

Um das dritte Beispiel auch zu nennen: Die Rohfaser ist im Gegensatz zu den beiden ersten Beispielen ein Höchstgehalt. Hier wird meist eher weniger Rofaser im Futter sein als angegeben.

Nun sollte klar sein, weswegen es sich als Tierbesitzer*in nicht lohnt bei der Weender-Analyse hängen zu bleiben! Denn die Macht über die Gesunderhaltung eines Futtermittels ist in deren Inhaltstoffen und der Verarbeitung derer. Heisst in klartext nur in der Zusammensetzung finden wir diese Informationen!

Zum Titel dieses Blogs: Zusatzstoffe oder doch keine?

Auf der von uns benannten Werbefläche, kann alles stehen. Da steht auch gerne mal, dass es 70% Fleisch in einem Futtermittel hat obwohl wir diese 70% dann nicht mehr in der Zusammensetzung finden. Oder diese Fleischangabe in der Zusammensetzung in Klammern deklariert ist. Zum Beispiel: „Zusammensetzung: Huhn (70%), ...“ Hier heisst es also es hat „Huhn“ im Produkt und davon unter Anderem/ im Idealfall 70% vom Huhn.

Kann ein Produzent nicht angegeben Menge an Huhn verarbeiten wegen z.b. Rohstoffknappheit darf hier also quasi mit Anderem aufgefüllt werden. Wobei „Huhn“ schon eine sehr schwammige Aussage ist! Denn es wird hier nicht definiert ob Hühnchenfleisch, Hühnermagen, Hühnerherzen oder Hühnerfedern. Alles Komponenten die verarbeitet werden dürfen in einem Futtermittel und in gegebenen Mass auch Sinn machen können. Innereinen sind gerade für Vitalstoffe (Vitamine, Mineralien) wichtig, jedoch ist es da eben wichtig nicht nur „Innereien“ deklariert zu haben, sondern die genauen Angaben welche zu welcher Menge enthalten sind. Weil ein Zuviel/Zuwenig auf dauer ein Problem darstelllen. Das Gleiche gilt bei jedem Inhaltstoff.
Federn muss ich denke ich nicht gross thematisieren, dass diese bestimmt nicht als Hauptbestandteil eines Futters sinnvoll sind. Gerade wenn wir wissen, dass eben Schadstoffe in Fell bzw. Federn „gespeichert“ sind.

Ebenso liest Mensch gerne: „ohne künstliche Konservierungsstoffe!“ oder: „ohne Zusatzstoffe!“ Ist das so?

Leider nein! Auch hier ist dieser Text in der Regel im „Werbebereich“ des Futtermittels. In der Zusammensetzung selbst werden Zusatzstoffe auch nicht ersichtlich. Okey für Fachpersonen wie ganzheitliche Ernährungsberater*innen schon aber für Tierbesitzer*innen def. Nicht!

Um zu sehen ob es Zusatzstoffe hat, sucht Mensch unter der Zusammensetzung die Überschrift „Zusätze“ oder „Ernährungsbiologische Zusätze“ oder ähnliche Überschrift. Wer diese Überschrift findet weiss, es hat Zusätze!

Hier gibt es eine klare Regelung: Sind keine Zusatzstoffe deklariert sind keine hinzugefügt worden. Hat es jedoch eine Spalte "Zusatzstoffe", dann hat es da auch welche enthalten.
Aber es ist wichtig zu beachten, dass die Rohstoffe trotzdem mit Zusatzstoffen versehen sein könnten.

Wenn ein Futterhersteller vom Produzent Inhaltsstoffe bezieht, die der Produzent bereits mit Zusatzstoffen angereichert hat, und der Futterhersteller selbst keine Zusatzstoffe mehr beifügt, gilt das Futtermittel als zusatzstofffrei und muss diese Zusätze auch nicht deklarieren.

Also ja, leider hat auch da der Futtermittelhersteller mehr Spielraum als wir Tierbesitzer*innen. Es kann hier auch helfen auf dem Produkt zu lesen ob es ein Alleinfuttermittel ist oder nicht, denn ein Alleinfuttermittel ist dafür gemacht, dass nur dieses nonstopp gefüttert werden kann (was an sich schon problematisch ist, aber dass für einen anderen Blog). Deswegen haben solche Alleinfuttermittel in so gut wie alllen Fällen Zusatzstoffe auch wenn diese nicht deklariert sind. Im Zweifel kann Tieresitzer*in übrigens auch Futter in ein unabhängiges Labor zur Analyse senden oder den Futtermittelproduzenten selbst anfragen.

Manche Zusätze können sogar sinnvoll sein! Es gibt Futtermittel die tatsächlich nur Mikronährstoffe ergänzen welche in der Hauseigenen Mischung zu knapp vorhanden sind. Selten, aber gibt es! Dies erkennt Mensch daran, dass im Zusatzstoffabschnitt nicht alle Vitamine, Mineralien und Spurenelemente aufgeführt sind, sondern nur einzelne und dies in eher niedrigeren Mengen im Vergleich zu herkömmlichem Industriefutter.

Zum Abschluss dieses Blogs noch eine kurze Liste mit Infos zu ein paar Zusatzstoffen und Konservierungsstoffen.

Zusatzstoffe Vitamine?
Sind lebensnotwendige Nährstoffe, die der Organismus nicht selbst oder nicht in ausreichenden Mengen herstellen kann. Sie müssen deswegen in der Nahrung enthalten sein. Sind sie es nicht, kommt es zu Stoffwechselstörungen mit Mangelerscheinungen und Folgeerkrankungen. Sie nehmen nämlich an vielen Stoffwechselprozessen als Katalysatoren teil, vermitteln also Reaktionen, ohne selbst daran beteiligt zu sein.

Vitamine sind nur zu deklarieren, wenn diese beigemischt wurden. Denn natürlich vorkommende Vitamine in den Inhaltsstoffen können nicht gemessen werden ohne diese zu extrahieren. Die synthetischen Vitamine in Präparaten unterscheiden sich chemisch deutlich von natürlichen Vitaminen in Nahrungsmitteln und unserem Körper.

Mineralstoffe werden in Mengen- und Spurenelemente aufgeteilt. Mineralstoffe sind anorganische Stoffe, die Katze und Hund nicht selbst herstellen können. Somit sind sie darauf angewiesen, diese durch die Nahrung aufzunehmen. Einige Mineralstoffe können falsch dosiert toxisch bis tödlich sein. Die Mineralien stehen in Verbindung zueinander, dies bedeutet, dass ein Überschuss eines Minerals die Aufnahme eines Anderen vermindern oder sogar verhindern kann.

Taurin: Bei der Katze werden Gallensäuren in der Leber ausschliesslich mit Taurin zusammengesetzt. Sie kann darum einen Taurinmangel wegen Unterversorgung nicht wie andere Tierarten kompensieren.

Vermeintlich „natürliche“ Konservierung mit Vitamin C oder Vitamin E. Diese Stoffe werden heute synthetisch hergestellt.

Künstliches Vitamin C wird von gesunden Hunden in der Leber selbstständig gebildet. Somit ist die hochkonzentrierte, zugefügte Ration im Futter bereits ein Zuviel, welches zusätzlich den Organismus veranlasst seine Eigensynthese zu stoppen und dadurch eine Abhängigkeit vom künstlichen Vitamin C provoziert. Es steht unter Verdacht, Magendrehungen zu begünstigen und soll mitverantwortlich sein bei Nierensteinbildung, Wachstumsstörungen und Krebs, da es am Zellstoffwechsel beteiligt ist.

Künstliches Vitamin E wirkt ebenfalls in hohen Dosierungen. Zu hohe Gehalte
können eine blutverdünnende Wirkung haben, zu Fruchtbarkeitsstörungen
beitragen, Magen-Darm-Beschwerden verursachen, Herz- und Zuckerkrankheiten
verschlechtern und sollen gemäss einer amerikanischen Studie das Sterberisiko
bei täglichen Überdosen erhöhen. Es wird aus genmanipuliertem Unkraut
gewonnen. Es kann die Aufnahme und den Transport anderer fettlöslicher
Vitamine herabsetzen.

Wer mehr darüber wissen und lernen möchte für sich, die eigenen Tiere oder sogar um anderen Tierbesitzer*innen helfen zu können: Die nächste sehr umfassende Ausbildung zur tierärztlich geprüften, ganzheiltichen Ernährungsberater*in für Katze und Hund nach JdC startet diesen Sommer/Herbst (Daten nach absprache)!

Anmelden und Infos auf meiner Schulwebsite: www.casa-colina.ch/

Grüsse zum Neumond


Jean de Carvalho

da war Nika noch ganz klein

 


Ausschnitt einer Arbeitsfolie im online-Lehrgang "tierärztlich geprüfte, ganzheitliche Ernährungsberater"in Katze und Hund nach JdC"

Noch ein Ausschnitt einer arbeitsfolie, hier beim Aufschlüsseln von Futtermittelettiketten...

Auch hybrid-Unterricht ist normal bei mir und meinen Dozentinnen im Casa-Colina: So haben wir Klassen mit Online-Schüler*innen und Schüler*innen vor Ort.


Weil es eben wichtig ist, was in den Napf kommt!


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